Ein „UFO“ – allerdings kein „unbekanntes Flugobjekt“, sondern ein „unbekanntes Fotoobjekt“!

Dieses Fotoobjekt im Archiv des Kunstgeschichtlichen Seminars (Fotogröße 25,5 x 20 cm) besteht aus einem auf Pappe montierten Albuminabzug. Die Fotografie  zeigt eine Architektur, die dem Kunstwissenschafter als Altarumbau erkenntlich ist. Oben rechts über dem montierten Foto informiert ein handschriftlicher Eintrag über die zeitliche Einordnung „Sc XI-XIII“, also 11. bis 13. Jahrhundert. Unten rechts am Rand, sowie nochmals auf dem Abzug selbst wird handschriftlich der Ort angegeben: „Rom“. Doch worum handelt es sich genau? Die Bildunterschrift des Fotoateliers ist durch den Alterungsprozess kaum mehr erkennbar. Entziffern lässt sich lediglich „Altare Cosmatesco nello Studio….“

Auch die übrigen Angaben helfen nicht weiter. Rechts oben die Kastennummer und die Signatur für die Gattungseinordnung, links oben eine Inventarnummer, die jedoch nicht zum Bestand unserer Sammlung gehört, sondern sich auf die Ursprungssammlung beziehen muss. Auf der Rückseite befinden sich die Seminarstempel Version 1 aus den 1920er Jahren und Version 5 aus den 1950er Jahren. Wie das Fotoobjekt ans Archiv gelangt ist, ist nicht bekannt: ein Schenkungsstempel fehlt.

Der „halbe“ unbekannte Cosmatenaltar (Altartisch und Aufbau fehlen) lässt aber an die Beschreibung des alten Hauptaltars der Grabeskirche in Jerusalem denken, der im 12. Jahrhundert gefertig wurde, 1149 geweiht, und bei dem großen Brand 1808 zerstört und abgerissen. Beschrieben wird der Altar mit seinen kelinen Säulchen letztmalig in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts von Elzearius Horn, einem in Jerusalem tätigen Franziskaner. Die Handschrift liegt heute in der Vatikanischen Bibliothek: MS 9233.

2022 wurde bei Renovierungsarbeiten in der Grabeskirche ein Teil des alten Altars wiederentdeckt – ebenfalls ein Werk der Cosmaten. Hier gibt es weitere Informationen zu diesem Fund.

Vielleicht hat der vollständige Jerusalemer Altar also ganz ähnlich wie unser unbekanntes Objekt ausgesehen.