Dieses Fotoobjekt (Originalgröße 19,5 x 25,5 cm) aus unserem Fotoarchiv befand sich in der Fotobox 7100 „Kirchenausstattung Italien“ – Türen, Lavabos, Sonstiges.

Das Foto des Bronzegitters wurde von der römischen Agentur Anderson aufgenommen – wie die einbelichtete Unterschrift zeigt. Offenkundig zeigt sie einen Ausstellungsraum, worauf nicht nur das Dolch- oder Schwertrelikt oberhalb des Gitters verweist, sondern auch die Lokalisation in der Unterschrift „Museo Nazionale“.

Um was handelt es sich aber? Der erste Gedanke – schließlich befand sich das Fotoobjekt unter „Kirchenausstattung“ einsortiert – war ein Chorschrankengitter oder etwas Ähnliches. Nicht in dieses Bild passte allerdings die Information „avanzo delle navi di Nemi“. Ein Gitter von einem Schiff? Ein „Kirchenschiff“? Dank Google war die Antwort rasch gefunden: die Nemischiffe waren Kultstätten, aber heidnischer Art: der römische Kaiser Caligula hatte zwei Schiffe zu Ehren der Göttin Diana ausrüsten lassen, die schwimmenden Tempeln glichen.  Die riesigen, über 70 Meter langen und prächtig geschmückten Schiffe fuhren auf dem Nemisee, bei dem sich das Diana-Heiligtum befand. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Schiffe geborgen (bekannt waren die Wracks seit dem 15. Jahrhundert). Die zahlreichen gefundenen Artefakte und die Reste der Schiffe wurden ab 1940 in einem vor Ort errichteten Museum gezeigt; einige Teile gingen an das Nationalmuseum in Rom. Nur vier Jahre später wurde das Museum am Nemi-See und alle Objekte durch einen Brand vernichtet, nach neuesten Untersuchungen wohl ausgelöst durch fehlgeleitete amerikansiche Granaten. Mehr dazu auf Wikipedia.

Unser Gitter ist jedoch eines der Funde aus dem Nationalmuseum. Das Fotoobjekt trägt die Inventarnummer 15675. Ein Blick in das Inventarbuch der Fotos gibt nähere Informationen über die Umstände der Beschaffung: Dort ist zum 15.12. 1952 vermerkt „Prof. Schöne aus Rom“ einmal 27 und einmal 63 Fotos.

Die Inventarnummern in Inventar enden 1952, so dass weiter keine genauen Daten verfügbar sind, nur die Addition der angekauften Fotos zeigt, dass das Nemi-Gitter hier dabei gewesen sein muss. Auf der Rückseite des Fotoobjekts ist denn auch der runde Stempel der 1950er Jahre angebracht.

Doch – wohin mit diesem Fotoobjekt? Offenkundig war es falsch einsortiert. Wahrscheinlich wussten bereits die Assistenten der 1950er Jahre – als die Boxen beschafft und befüllt wurden – nicht so recht wohin mit dem antiken nicht-christlichen Kunstgewerbe! In der „Kirchenausstattung“ hatte es jedenfalls nichts verloren. Wir stellten fest, dass wir überhaupt keine Box für antikes nicht-christliches Kunstgewerbe hatten. Zwar griechische und römische PLASTIK und ARCHITEKTUR, jedoch erst wieder KUNSTGEWERBE aus byzantinischer Zeit… Nach einiger Überlegung wurde es in die Box mit „Kunstgewerbe Byzanz“ gelegt, und die Aufschrift zu „Antike / Byzanz“ erweitert.