Die Foto- und Diasammlung

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Ein Dia und seine Geschichte nachverfolgen

27. Oktober 2021 ankenapp Keine Kommentare

Dieses Großdia (Originalmaße 8,5 x 10 cm) zeigt das Portal der Kathedrale Saint Trophime in Arles, Südfrankreich. Der Heilige Trophimus, einer der Gallierapostel, sorgte lange Zeit für enormes Prestige der Stadt und seines Erzbischofs als Patron, ist heute jedoch so gut wie vergessen. Die Kathedrale ist ein Schmuckstück der Romanik.

Auf den ersten Blick verrät das Dia seinen Hersteller nicht, da das entsprechende Etikett überklebt wurde. Aufgrund der Sepiatönung und der Herstellernummer 45570 oben (rechts) kann angenommen werden, dass es sich um E.A. Seemann oder auch Franz Stoedtner handelt. Das Dia trägt die Inventarnummer 2070, muss also in den 1920er Jahren bereits in den Bestand der Sammlung des Kunstgeschichtlichen Seminars gekommen sein.

Die glücklicherweise erhaltenen Archivalien des Seminars geben weiteren Aufschluss:

Dieses Schreiben (Vorder- und Rückseite), richtete Erwin Panofsky – damaliger Professor für Kunstgeschichte an der neu gegründeten Hamburger Universität – am 9. Mai 1923 an Franz Stoedtner persönlich. Vorausgegangen war offensichtlich die Durchsicht des Stoedtner-Kataloges zur französischen Kunst, aus dem nun entsprechende Nummern ausgewählt werden. Die Herstellernummer 45570 findet sich oben auf der zweiten Seite. Bestellt werden nicht Dias, sondern Fotos, die Panofsky offenbar für sein Buch „Die deutsche Plastik des 11. bis 13. Jahrhunderts“, erschienen 1924 bei Kurt Wolff in München, benötigte. Dort allerdings fand das Portal NICHT Verwendung, sondern der Kreuzgangpfeiler mit der Skulptur des Heiligen Trophimus (Textband, Tafel V). Auch entsprechende Fotos der Firma Stoedtner finden sich nicht im Fotoarchiv des Seminars. Sie wurden also vermutlich nicht in den Bestand eingegliedert. Das erklärt die in den 1950er Jahren getätigte Beschaffung von Fotografien von Foto Marburg, u. a. auch von der Kathedrale St. Trophime.

Unser Dia mit der Inventarnummer 2070 wurde laut Inventarbuch mit einer ganzen Reihe weiterer Exemplare zum Thema „französische Sakralbaukunst“ angeschafft, die in den Rubriken „Plastik“ und „Architektur“ eingereiht wurden (Inventarnummern 1866-2143). Es diente mit seinen Gefährten offenbar der Vorlesung Panofskys zur französischen Gotik, gehalten 1926. Die Dias hierfür waren im Mai 1925 bei Stoedtner bestellt worden.

Kleindiakasten, 1950er Jahre

06. Oktober 2021 ankenapp Keine Kommentare

Hier zu sehen ist einer unserer ältesten Kleindiakästen mit seinem Inhalt (dieser ist etwas jünger). Die Kästen waren von ihrer Aufmachung her identisch mit den Großdiakästen – nur eben mit anderen Maßen. Die ersten Kleindias wurden an unserem Seminar 1943 beschafft, die nächsten folgen dann in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre, wobei es zumeist wertvolle Farbdias waren, die auf Umkehrfilm belichtet worden waren und von Institutionen angekauft wurden. Hier zu sehen sind kleine Glasplattendias in Schwarzweiß.

Im großen Stil wurden Kleindias erst ab den 1960er Jahren von der Fotostelle des Seminars hergestellt. Sie fanden bald in Holzkästen, und diese wiederum in Planschränken Aufstellung. Die alten Pappkästen der Anfangsjahre hatten ausgedient und wurden entsorgt. Am Seminar selbst hatte sich  nur ein einziger erhalten. Dieser hier gezeigte kehrte mit drei anderen und seinem Inhalt aus einer privaten Benutzung zurück.

Bild des Monats: Oktober 2021, aus dem Fotoarchiv

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Dieses Fotoobjekt aus dem Fotoarchiv des Seminars (Fotogröße 39 x 28,5 cm, auf graue Pappe montiert) zeigt die Westfassade der Kathedrale der französischen Stadt Méaux in der zweiten Hälfte es 19. Jahrhunderts, vermutlich zwischen 1880 und 1890. Das Foto wurde durch Séraphin-Médéric Mieusement angefertigt und trägt die Nr. 13921, unter der es auch bestellt werden konnte. Gut zu sehen sind die Beschädigungen an der Kathedrale, insbesondere an der Südseite, bei der der Turm ohnehin nicht fertiggestellt und durch ein Provisorium ersetzt wurde. Rechts liegen gesicherte Architekturbestandteile. Das Foto ist ein gutes Beispiel für die Auswirkungen von menschenverursachen und natürlichen Einflüssen auf ein Bauwerk ohne beständige denkmalschützerische Bewahrungsmaßnahmen. Die erste größere Restaurierung,v or allem des Chorbereiches und Innenraums, fand zwischen 1839 und 1894 statt.

Heute erstrahlt die Kathedrale in neuem/alten Glanz mit wieder hergestelltem Maßwerkschmuck: Foto auf Wikipedia

Das Fotoobjekt trägt auf der Rückseite die Seminarstempel der 1920er und 1930er Jahre: den ovalen „Kunsthistorisches Seminar der Hamburgischen Universität“ und (nach Umbenennung der Universität unter den Nationalsozialisten)  neuen Stempel „Kunsthistorisches Seminar der Hansischen Universität“.