Diese beiden Fotografien zeigen die Kathedrale von Palermo. Während auf der Postkarte (vermutlich 1950er Jahre) das städtische Leben in der Form von parkenden oder fahrenden Autos und zahlreichen Passanten eingefangen ist, sind auf dem älteren Albuminabzug des Ateliers Sommer aus Neapel überhaupt keine Menschen zu sehen. Die Kathedrale und die Straßen wirken wie ausgestorben, fast wie ein Architekturmodell. Damit bietet sie dem Kunsthistoriker eine gute Vorlage, um unabgelenkt den Gesamtbau und kleine Details wahrnehmen zu können. Die Größenverhältnisse sind allerdings nur mehr im Vergleich der Straßenlaterne rechts im Bild und der Büsche zu erraten. Die Stellung der Kathedrale als Mittelpunkt in einer belebten Stadt und eben nicht auf einem abgezäumten Museumsgelände geht dagegen völlig verloren. Auch die Altersbestimmung der Aufnahme fällt ohne ‚Beiwerk‘ schwer, während Kleidung der Menschen und Automobile die Postkarte zeitlich einordnen können.
Im Blick auf historische Fotografien finden viele Menschen heute oft gerade das ‚Beiwerk‘ interessant, fragen sich, wer die Menschen im Foto waren, ob sie absichtlich als Staffage gruppiert oder tatsächlich zufällig vor die Linse gerieten. – Um Personenschutz machte sich damals niemand Gedanken. Maschinen und Baugerät können Hinweise auf Restaurierungsarbeiten und Veränderungen im Stadtbild liefern, Schienen, Stromleitungen, Straßenbahnen und Busse auf die Motorisierung rings um die alten Bauwerke.
Dennoch: auch heute bemühen sich professionelle – wie Hobbyfotografen bei der Aufnahme eines historischen Gebäudes oft, möglichst wenig ’störende‘ Menschen und Autos im Bild zu haben. Stromleitungen und Ähnliches werden gern nachträglich wegretuschiert. Damit entstehen in gewisser Weise alterslose, aber auch austauschbare Fotografien.
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