Dieses Großformat aus dem Fotoarchiv (Originalgröße 29×39 cm) zeigt ein Detail einer Kirche, das mit „St. Wandrille (Seine-Inférieure), Croix et statues dans l‘ église“ beschriftet ist. Es handelt sich nicht um die – nur als Ruine erhaltene – Kirche der Abtei von St. Wandrille, sondern um die St.-Michaelskirche im zugehörigen Dorf St-Wandrille-Rancon. Von der Architektur des Bauwerks ist nichts weiter zu erkennen, dafür zeugen aufgehängte Rosenkränze, Bänder und Blumen an Kreuz und Heiligenstatuen von einer lebendigen Frömmigkeit der Kirchenbesucher.

Die identifizierbaren Heiligenstatuen  (nur ein Teil der in der Kapelle installierten) stellen Eutropius von Saintes, den Hl. Laurentius, König Ludwig von Frankreich und Saturnin von Toulouse dar. Skurril ist die dunkle Flüssigkeitsspur über der Statue des kopflosen Heiligen (Dionysius?), die in diesem Zusammenhang tatsächlich wie eine Blutspur infolge der Enthauptung wirkt.

Bei der leicht sepiagetönten Abbildung handelt es sich vermutlich um einen sogenannten Gummidruck, der auf Pappe aufgezogen wurde. Auf der Rückseite trägt die Pappe den bis 1933 üblichen Stempel des Kunstgeschichtlichen Seminars. Wann genau die Fotografie in den Besitz des Seminars gelangt ist, ist nicht bekannt.

Ein Blick in den heutigen Zustand der Kapelle überrascht mit der teilweise noch vorhandenen farbigen Fassung der Figuren. Die Äußerungen der Frömmigkeit sind allerdings bis auf zwei kleine Teelichter verschwunden. Eine dem französischen Kulturerbe gewidmete Internetseite identifiziert unser Fotoarchiv-Foto als Aufnahme des Fotografen Séraphin-Médéric Mieusement (1840-1905).