Dieses Großglasdia (Originalgröße 8,5 x 10 cm), hergestellt von der Neuen Photographischen Gesellschaft (Link Wikipedia) in Berlin, zeigt die Tuilerien in Paris. Das ist an sich nichts Besonderes auf einem Dia, das in einer Kunstgeschichts-Sammlung steht, schließlich handelt es sich um ein wichtiges, architektonisch interessantes Gebäude. Was überrascht ist der Titel „Pariser Leben, Tuilerien Palast, Gesamtansicht“. Und tatsächlich ist ja nicht nur das Gebäude zu sehen, sondern die Dynamik des Stadtverkehrs mit Fußgängern, Lastkarren, Kutschen und einem kleinen Pferdebus, der wohl den Pendelbetrieb zum Louvre durchführt.
Das Leben in der Großstadt war nicht unbedingt etwas, das auf kunsthistorischen Fotografien und Dias zu sehen war und zu sehen sein sollte. Fahrzeuge und Personen sind oft ausgeblendet: die Fotografen warteten, bis sie „freie Bahn“ hatten, zuweilen wurde sogar abgesperrt oder eben Blickwinkel gewählt, die lediglich das Kunstwerk in Szene setzten. Half alles nichts, wurde das Negativ oder der Fotoabzug retuschiert, um „störendes Leben“ ringsum zu entfernen, das die Aufmerksamkeit von der Architektur ablenken könnte.
Die Neue Photographische Gesellschaft produzierte außer Diapositiven auch Stereobilder und Fotopostkarten, war also in dieser touristischen Sparte aktiv, nicht in erster Linie in der Lehrbildproduktion. Das hier gezeigte Dia gehörte wohl zu einer solchen touristischen Serie, die zur Reise animieren sollte, in dem sie eben nicht nur einen Blick auf die Kunst der französischen Hauptstadt warf, sondern das Großstadtleben.
Das Kunstgeschichtliche Seminar besitzt nur wenige Dias der Neuen Photographischen Gesellschaft. Einige kamen über das Archäologische Seminar, andere über die Schenkung des Hamburger Schulmuseums zu uns. Für weitere ist die Provenienz derzeit nicht festzustellen, aber keines der Dias trägt ein Seminaretikett mit einer Inventarnummer. Vielleicht wurden sie irgendwann von einer Reise mitgebracht und einfach eingepflegt.