Dieses Fotoobjekt (Fotogröße 13 x 15) trägt eine Fotografie aus dem Bestand von „Foto Marburg“, wie die Nummer unten rechts beweist. Die Fotografie kam 1947 mit dem großen Ankauf durch Wolfgang Schöne an das Kunstgeschichtliche Seminar, wurde auf Pappe aufgezogen und erhielt die Inventarnummer 2283.
Zu sehen ist die Krypta der Abtei Sainte-Radegonde in Poitiers mit dem Sarkophag der Heiligen in der Mitte. Schon auf den ersten Blick fallen die vielen Votivgaben, darunter Feldflaschen und Militärképis, auf, die rings um das Grab der Heiligen platziert wurden. Radegunde, eine thüringische Prinzessin aus dem 6. Jahrhundert, war Gründerin der Abtei Sainte-Croix in Poitiers – des ersten Frauenklosters in Europa! Mit der Gründung und dem Eintritt in den geistlichen Stand gelang der hochgebildeten jungen Frau auch, sich ihrem Mann, dem Frankenkönig Chlotar, zu entziehen.
Radegunde wurde in der Marienkirche vor den Stadtmauern beerdigt, die als Begräbnisstätte der Nonnen diente. Wenig später wurde sie ihr zu Ehren in Sainte-Radegonde umbenannt, als sich zahlreiche Wunder an ihrem Grab ereigneten und die Verehrung durch das Volk wuchs. Die heutige Kirche mit ihrer Krypta, die auf dem Foto zu sehen ist, stammt aus dem 11. Jahrhundert.
Radegonde war eine ausgesprochen populäre Heilige. Sie wurde zur Schutzpatronin der Stadt Poitiers, und eine der Schutzheiligen Frankreichs. Die Krypta mit ihren Votivgaben zeugt von einem noch lebendigen Kult in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Heute bietet die Krypta einen musealen, „bereinigten“ Anblick. Sämtliche Votivgaben mit Ausnahme der Tafeln an den Wänden sind verschwunden. Die Statue der Heiligen von Nicolas Legendre (17. Jahrhundert), die früher vor dem Sarkophag stand, ist nun an die Seite gerückt. Bis auf die Pflanzen und die einsame Kerze wirkt die Szenerie recht leblos.
VBillaudeau, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons