Dieses Großglasdia (Originalgröße 8,5 x 10 cm) zeigt das Dürerwerk „Geburt der Maria“ aus dem Leben der Gottesmutter Maria, eine Kupferstichserie. Mehrere Etiketten zeigen, warum die Digitalisierung auch des Diarahmens so wichtig ist: gleich unter dem Bildfeld weist das Copyright darauf hin, dass es sich um eine durch den Verlag Stoedtner im Jahr 1904 angefertigte Aufnahme vom Original handelt und diese gesetzlich geschützt ist. Links klebt das Herstelleretikett „Dr. Franz Stoedtner, Institut für wissenschaftliche Projektionsphotographie“. Nach seiner Gestaltung kann die Fabrikation dieses Dias auf eine Zeit vor 1919 datiert werden. An der rechten Seite befindet sich der Titel des fotografierten Werkes mit der Nummer aus dem Katalog Stoedtners. Diese Nummer, hier 15045, diente – wie bei heutigen Katalogen – zur Bestellung. Listen mit Nummern von Dias erreichten den Verlag, dort wurde das entsprechende Masterfile-Negativ herausgesucht, ein Diapositiv angefertigt, und dem Besteller gut verpackt geschickt.

Der doppelt sichtbare Vermerk „B. 80“ (sowohl auf dem Titeletikett, als auch auf dem runden Aufkleber oben) bereitet unbedarften Nutzer-Neulingen zunächst Kopfzerbrechen. Logischerweise ist es nicht die Bundesstraße 80, was einem vielleicht bei „B 80“ sofort einfällt. Die Nummer verweist auf älteste Werkverzeichnis Dürers von Adam Bartsch vom Anfang des 19. Jahrhunderts. Dort trägt dieser Kupferstich die Nummer 80. Alle Dürer-Dias im Archiv der Hamburger Kunstgeschichte sind mit Bartsch-Nummern versehen und in den Kästen auch nach diesen geordnet. Eine Suche nach dem Titel ist daher so einfach nicht möglich, es muss der Umweg über den Katalog gegangen werden. Jedoch waren die Großglasdias zur Zeit ihrer Nutzung ohnehin nicht für die Studierenden oder gar die Öffentlichkeit „durchsuchbar“ oder „nutzbar“. Der Lehrstuhlinhaber, oder die Assistenten des Seminars wachten bis in die 1960er Jahre über den Bestand, der im Grunde nur den Lehrenden für die Veranstaltungen diente. Ausleihen zu auswärtigen Forschern oder „fortgeschrittenen“ Studierenden waren nur mit schriftlicher Genehmigung möglich. Die Dias waren kostbar und empfindlich.

Das obere Etikett ist die Eigentumsanzeige unseres Seminars, mit unserer Inventarnummer: 471. Darunter klebt das Etikett der Hamburger Oberschulbehörde. Die Diasammlung der Oberschulbehörde, die den „wissenschaftlichen Lehranstalten“ der Hansestadt als Ausleihzentrum diente, wurde nach Gründung der Universität zu Beginn nach mehreren Monaten zähren Ringens 1921 an die Institute verteilt.