„Ich brauche ein besseres Dia!“ Man glaubt, diesen verzweifelten Ausruf unseres Professors in den 1960er Jahren geradezu zu hören.
Beide Glasplattendias (Originalgröße 8,5 x 10 cm) zeigen den Barbaraaltar von Meister Francke, beherbergt im Nationalmuseum Helsinki. Die medieninherente Reduzierung auf schwarzweiß ist ohnehin für das in strahlender Farbigkeit gefertigte Original problematisch. Das ältere mit der Inventarnummer 5157a entstand in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre nach unbekannter Vorlage. Zugegeben zeigt es den Zustand des Kunstwerkes vor der Restaurierung, wie der handschriftliche Vermerk auf dem Etikett sagt. Dennoch ist das Dia – oder vielmehr eben die Vorlage – unfassbar schlecht. Vielleicht wurde es jedoch von einem Fotografen mit „Amateurausrüstung“ vom Original aufgenommen, während es sich in den 1920er Jahren zur Restaurierung in Deutschland befand. Links scheint sich ein Blitzlicht zu spiegeln, dafür sind andere Partien ringsum im Dunkel „ertrunken“. Darüber hinaus hat das Dia auch unter schlechter Lagerung gelitten, wie das Eigentümeretikett zeigt.
In den 1960er Jahren genügte das alte Dia, zu dem noch weitere Detailaufnahmen der einzelnen Flügel gehören, die aber in ähnlicher Qualität sind, natürlich nicht mehr. Ein neues Lichtbild auf der Grundlager einer Publikation – auch diese von 1929, wie der Stempel unten zeigt – wurde angefertigt. Noch immer schwarzweiß, doch das für die Publikation perfekt ausgeleuchtete Original wurde mit ebenfalls perfektionierter Reproduktionstechnik aufgenommen. Vermutlich zeigt es den Altar auch nach der vorgenommenen Restaurierung. Jedenfalls sind nunmehr in der Nuancierung der Graustufen alle Details erkennbar, die auf Nummer 5157a höchstens zu erahnen sind.
Neben einer besseren Abbildung zeigt das neue Dia mit der Inventarnummer 130357 auch die Rationalisierung in der Herstellung an: statt alle Informationen per Hand auf die Etiketten zu schreiben, wurde nunmehr so viel wie möglich gestempelt, und nur die von Dia zu Dia unterschiedlichen Elemente per Hand hinzugefügt. Das Werk von Martens von 1929 ist sozusagen komplett durchfotografiert und die Abbildungen als Dia reproduziert worden, um die ältere Serie an Lichtbildern zu ersetzen. Ab 1965 fand die Klebung der Dias und ihre Bestempelung/Beschriftung am Kunstgeschichtlichen Seminar statt. Die zwei Mitarbeitenden der Fotostelle, die darüber hinaus noch für die Archäologie tätig waren, konnten die ungeheure Menge an Neubestellungen nicht mehr bewältigen.