Dieses Großglasdia (Originalgröße 8,5 x 10 cm) zeigt einen Teil des Grundrisses des antiken Athen, der aus einer Publikation reproduziert wurde und für den Nichtarchäologen wohl wenig spektakulär erscheint.

Was sofort ins Auge fällt, ist aber die umfangreiche Etikettierung dieses alten Dias, das wohl zwischen 1905 und 1919 gefertigt wurde. Links steht die Motivbeschreibung (Enneakrunos, der öffentliche Brunnen der Stadt), ergänzt um „Athen“ und die Quellenangabe „Arch[äologische] Mitt[eilungen] 1905, Tafel II von späterer Hand. Hersteller war – wie das Etikett am unteren Rand informiert, das Hamburger „Optische Institut A. Krüss“, ein ehrwürdiges Optikerunternehmen, für das die Diafertigung nur ein Wirtschaftszweig war. Die originale Motivbeschriftung wurde bei Krüss vorgenommen, die späteren Ergänzungen bei den Besitzern, die damit das Lichtbild in das bestehende Sammlungssystem integrierten.

Krüss lieferte das Dia zur Hamburger Oberschulbehörde (Etikett oben rechts sichtbar), von deren Reservoir es sich Hamburger Bildungseinrichtungen ausleihen konnten. Einige Monate nach Gründung der Universität 1919 wurde auf Bitten der Professoren der Diabestand der Oberschulbehörde an die einzelnen Fächer verteilt, damit die Lichtbilder vor Ort den Seminaren und Vorlesungen zur Verfügung stünden. Dieses  Dia wanderte also Anfang der 1920er Jahre zunächst zum Seminar für Alte Geschichte, dessen gelbliches Etikett noch rechts unten zum Teil zu erkennen ist.

Vermutlich in den 1950er Jahren kam das Dia an das Archäologische Seminar der Universität, wie der grüne, mittige Aufkleber mit der Inventarnummer 4523 zeigt. Das Inventarbuch Nr. 1 der Archäologie vermerkt 4523 mit mehreren anderen ebenfalls als „Überweisung vom Seminar für Alte Geschichte“ eingetroffene Großdias. Vermutlich trennte sich die Alte Geschichte damals vom Großdiabestand und stellte auf Kleinbilddia um. Archivalien zur Transaktion existieren vermutlich nicht mehr.

Die Archäologen verpassten dem schon umfänglich beklebten Dia einen runden weißen Aufkleber (rechts unten), auf dem die archäologische Nummernsystematik eingetragen wurde. Doch nur etwa 10 Jahre hatte das alte Lichtbild ein „neues Zuhause“: Bereits Mitte der 1960er Jahre gaben die Archäologen ihren Großdiabestand an das Kunstgeschichtliche Seminar der Universität ab. Nun endlich war das „Wanderdia“ am endgültigen „Wohnort“ eingetroffen. Ein neues Etikett mit dem Eigentumsnachweis des Kunstgeschichtlichen Seminars und eine neue Inventarnummer erhielt es jedoch nicht mehr. Auch wenn Klebereste am oberen Rand den Verlust eines weiteren Labels nahelegen. Denn die große Übernahme von mehreren tausend Dias wurde am Seminar nicht mehr umetikettiert und mit neuen Inventarnummern versehen. Der ehemalige Archäologenbestand stand gesondert bis in die 1970er Jahre, als die Topographie alphabetisch umgeordnet wurde. Das Dia zog nun in den Kasten „Orte: Ath“ und fand gemeinsam mit Großdias kunstgeschichtlicher Provenienz (also mit unseren Etiketten) seinen Platz in der Diabox.