Die Foto- und Diasammlung

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Bild des Monats: Januar 2023, aus den Archivalien. „3000 Mark für ein Dia!“

10. Januar 2023 ankenapp Keine Kommentare

Das Kunstgeschichtliche Seminar bestellte von den 1920er bis in die 1950er Jahre häufig Fotos und Dias beim großen Lichtbildverlag „Dr. Franz Stoedtner“ in Berlin, die hochwertige Originalaufnahmen lieferten. So orderte auch Erwin Panofsky im Mai 1923 eine Fotografie, die für ein Publikationsprojekt (Die deutsche Plastik des elften bis dreizehnten Jahrhunderts) bestimmt war.

Inflation ist ja heute – fast hundert Jahre später – leider wieder ein Thema, doch so weit ist es zum Glück noch nicht gekommen: Der Verlag warnt, dass ein Dia und eine Foto der Größe 18 x 24 nunmehr 3000 Mark koste! (1922 warnte der Verlag noch vor 25 und 30 Mark…) Da sich in dem Band mehrere Fotografien von Stoedtner befinden, kann leider nicht gesagt werden, was das Motiv war.

(Das Original der Postkarte befindet sich im Warburg-Haus im Archiv)

Bild des Monats: Oktober 2022

10. Oktober 2022 ankenapp Keine Kommentare

Dieser  Frachtbrief vom Herbst 1950 lag einer Sendung von Diapositiven des Verlages Dr. Franz Stoedtner aus Düsseldorf bei. Seit 1922 hatten die Hamburger Lehrstuhlinhaber bei diesem großen Lichtbildverlag bestellt, der früher seinen Sitz in Berlin hatte, nach dem II. Weltkrieg jedoch in Düsseldorf die Produktion wieder aufnahm. Die wertvollen Materialien (Negative und Ansichtsalben) waren über die Luftbrücke aus Berlin ausgeflogen worden.

Die zerbrechlichen Glasdias wurden sorgfältig verpackt, oft in speziellen Kisten, und dann mit der Bahn verschickt. In diesem Fall wog das Paket 20 Kilo. Die Bestellung war am 26.7. erfolgt und umfasst, wie der Lieferschein ausgibt, fast 400 Diapositive, hauptsächlich zur spanischen Malerei, zu Kosten von fast 500 D-Mark. Anfang November waren die Dias dann inventarisiert (Inventarnummern auf dem Lieferschein vermerkt), dass heißt, ins Inventarbuch eingetragen und mit den Etiketten beklebt und beschriftet. Von den Stationen, die das Paket durchlief, gibt dieser prächtig bestempelte Frachtbrief Auskunft.

Hier einige der damals bestellten Dias:

Ab den 1950er Jahren wurde weniger bei Stoedtner bestellt: das Seminar hatte nun ein eigenes Fotoatelier mit Fotografen und ließ dort die Dias als Reproduktionen herstellen. Umfangreicher Schriftverkehr mit der Firma Stoedtner beweist, dass der Lehrstuhlinhaber Wolfgang Schöne häufig nicht mit der Qualität der Stoedtner-Dias zufrieden war. Ob zu große oder zu kleine Masken, die zuviel oder zuwenig vom Motiv verdeckten, schlampige Umklebungen oder Ähnliches – man verließ sich jetzt lieber auf den Fotografen vor Ort, dem bis ins Detail beschrieben werden konnte, wie das gewünsche Dia letztendlich auszusehen hatte.

Bild des Monats: September 2022 „Altersspuren“

01. September 2022 ankenapp Keine Kommentare

 

Zwei zusammen gehörige Fotoobjekte! Das Foto von der Kirche St. Maria zur Höhe in Soest (Originalgröße 15,5 x 20,5) wurde als erstes im Fotoarchiv in Box 5040 „Architektur / Sakral / Deutschland / Romanik / Orte: S“ entdeckt und fiel gleich durch die starke Ausbleichung und Gelbstichigkeit (noch mehr als hier im Digitalisat) auf. Es handelt sich um eine Albuminfotografie, die auf einer recycelten Pappe mit einem Foto vom Comer See montiert wurde. Auf dieser zur Rückseite gewordenen Fotografie sind drei Stempel zu erkennen: zweimal Seminarstempel 1 in der „Mandorla“ und einmal Seminarstempel 5a aus den 1950er Jahren mit Angabe des Fernsprechers. Das Foto hat keinen Schenkungsvermerk, muss also in den 1920er Jahren angekauft worden sein. Die Vorderseite gibt leider keinen Aufschluss über den Hersteller, denn der untere Rand – auf dem sich meist das Copyrightvermerk und der Titel befinden – wurde abgetrennt.

Ein gewisser Verdacht war jedoch vorhanden, dass es sich um eine Aufnahme des Verlages Dr. Franz Stoedtner handeln könnte, von dem das Seminar in den Anfangsjahren mehrere Fotografien und Dias erwarb. Ein Blick in die entsprechende Diakiste in der Architekturabteilung förderte tatsächlich ein Dia zu Tage, das die gleiche Aufnahme trägt. Es wurde – Gründe unbekannt – rechts später abgeklebt, so dass es auf den ersten Blick einen etwas anderen Ausschnitt zu zeigen scheint. Rechts trägt das Dia die Herstellernummer 33521. Links ist das Etikett des Seminars mit der Inventarnummer 1279 genau über dem Herstelleretikett platziert, so dass da leider keine weiteren Informationen zu gewinnen sind.  Herstellernummern in dieser Art kennen wir am Seminar von Stoedtner und Seemann.

Ein Blick in die Archivalien offenbart nun, dass „33521“ in der Tat bei Stoedtner bestellt wurde, und zwar im Mai 1923, und mit einer Lieferung im September 1923 am Seminar eintraf. Offenbar kostete ein Dia unterdessen 35 Mark! Der Bestellzettel mit dem Liefervermerk wurde von Erwin Panofsky geschrieben.

Das Dia hat starke Benutzungsspuren. An einer Seite ist der Papierstreifen abgefallen. Es wird demnächst mit Originalstreifen restauriert. Der Bildträger ist jedoch unbeeinträchtigt nach beinahe hundert Jahren, während der Fotoabzug die besagten Alterserscheinungen aufweist.

Bild des Monats: März 2022, aus dem Diaarchiv

04. März 2022 ankenapp Keine Kommentare

Straßburger Münster

Den Monat März soll dieses prächtige Dia (Originalgröße 8,5 x 10 cm) aus dem Verlag Dr. Franz Stoedtner einleiten. Wie bis in die 1940er Jahre bei Stoedtner (und anderen) üblich, ist die Diaplatte sepiagetönt. Das Foto bietet eine wundervolle Momentaufnahme mit den beiden offenbar zufällig vor die Kamera geratenen Personen.

Es gehört zu den ältesten Objekten in der Sammlung des Hamburger Seminars und gelangte mit der Übernahme der Dias aus dem „Allgemeinen Vorlesungswesen“ zur Gründungszeit der Universität in den Bestand. Unten ist noch das Etikett dieser Lehrmittelsammlung zu sehen. Interessanterweise trägt das Dia kein Seminaretikett mit Inventarnummer – es ist vermutlich abgefallen und befand sich über dem „Vorlesungswesen“-Aufkleber, wie dortige Leimreste vermuten lassen. Ein weiteres im Bestand befindliches Dia aus dem „Vorlesungswesen“ mit Straßburger Motiv, ebenfalls von Stoedtner, trägt die Inventarnummer 332.

Ein Blick in das älteste Inventarbuch offenbart nun an der entsprechenden Stelle unter der Inventarnummer 335 tatsächlich das „Straßburger Münster, Südseite“ mit der vorigen Nummer 9119 (Inventarbuch 1, S. 20 u. 21)

Ein Dia und seine Geschichte nachverfolgen

27. Oktober 2021 ankenapp Keine Kommentare

Dieses Großdia (Originalmaße 8,5 x 10 cm) zeigt das Portal der Kathedrale Saint Trophime in Arles, Südfrankreich. Der Heilige Trophimus, einer der Gallierapostel, sorgte lange Zeit für enormes Prestige der Stadt und seines Erzbischofs als Patron, ist heute jedoch so gut wie vergessen. Die Kathedrale ist ein Schmuckstück der Romanik.

Auf den ersten Blick verrät das Dia seinen Hersteller nicht, da das entsprechende Etikett überklebt wurde. Aufgrund der Sepiatönung und der Herstellernummer 45570 oben (rechts) kann angenommen werden, dass es sich um E.A. Seemann oder auch Franz Stoedtner handelt. Das Dia trägt die Inventarnummer 2070, muss also in den 1920er Jahren bereits in den Bestand der Sammlung des Kunstgeschichtlichen Seminars gekommen sein.

Die glücklicherweise erhaltenen Archivalien des Seminars geben weiteren Aufschluss:

Dieses Schreiben (Vorder- und Rückseite), richtete Erwin Panofsky – damaliger Professor für Kunstgeschichte an der neu gegründeten Hamburger Universität – am 9. Mai 1923 an Franz Stoedtner persönlich. Vorausgegangen war offensichtlich die Durchsicht des Stoedtner-Kataloges zur französischen Kunst, aus dem nun entsprechende Nummern ausgewählt werden. Die Herstellernummer 45570 findet sich oben auf der zweiten Seite. Bestellt werden nicht Dias, sondern Fotos, die Panofsky offenbar für sein Buch „Die deutsche Plastik des 11. bis 13. Jahrhunderts“, erschienen 1924 bei Kurt Wolff in München, benötigte. Dort allerdings fand das Portal NICHT Verwendung, sondern der Kreuzgangpfeiler mit der Skulptur des Heiligen Trophimus (Textband, Tafel V). Auch entsprechende Fotos der Firma Stoedtner finden sich nicht im Fotoarchiv des Seminars. Sie wurden also vermutlich nicht in den Bestand eingegliedert. Das erklärt die in den 1950er Jahren getätigte Beschaffung von Fotografien von Foto Marburg, u. a. auch von der Kathedrale St. Trophime.

Unser Dia mit der Inventarnummer 2070 wurde laut Inventarbuch mit einer ganzen Reihe weiterer Exemplare zum Thema „französische Sakralbaukunst“ angeschafft, die in den Rubriken „Plastik“ und „Architektur“ eingereiht wurden (Inventarnummern 1866-2143). Es diente mit seinen Gefährten offenbar der Vorlesung Panofskys zur französischen Gotik, gehalten 1926. Die Dias hierfür waren im Mai 1925 bei Stoedtner bestellt worden.

Recycle, please! Zwei makabre Fotoobjekte

12. Mai 2021 ankenapp Keine Kommentare

Dieses Fotoobjekt aus dem Bildarchiv des Hamburger Kunstgeschichtlichen Seminars wurde – wie in der Frühzeit des Seminars üblich – auf einem recycelten Fotokarton aufgezogen.

Es zeigt eine Innenansicht der Kölner Kirche St. Aposteln, gefertigt vom Verlag Dr. Franz Stoedtner in Berlin. Auf der Rückseite befindet sich die Hälfte eines Fotos einer Gipsabguss-Serie der in Pompeji gefundenen Toten, entwertet durch die Anbringung eines doppelten Stempels des Seminars.

Auf der Vorderseite des Fotokartons ist oben rechts die Boxennummer zu sehen, sowie daneben die Signatur, unter der das Fotoobjekt in der Anfangszeit im Schrankfach eingeordnet war.

Auch der zweite Teil der Aufnahme aus Pompeji ist erhalten. Auch auf ihm wurde eine Stoedtner-Aufnahme von St. Aposteln montiert.

Recycelt wurden durchaus nicht nur derartige, für die Kunstgeschichte vielleicht eher unbrauchbare Materialien, sondern auch Städtebilder, Landschaftsszenerien und Gemälde. Vielleicht handelt es sich um Dubletten aus der Hamburger Kunsthalle, mit der das Seminar bis 1951 die Bestände teilte.

Bild des Monats: August 2020, aus dem Dia-Archiv „Herr ohne Oberleib“

19. August 2020 ankenapp Keine Kommentare

Turm der römischenStadtbefestigung in Köln

Dieses Großglasdia (Originalgröße 8,5 x 10 cm) stammt aus dem Archäologischen Seminar der Universität Hamburg, wo es die oben auf grünen Etikett sichtbare Inventarnummer 2663 erhielt. Angefertigt wurde es von der Firma Dr. Franz Stoedtner, wie die Adresse zeigt, Anfang der 1920er Jahre.
Neben dem römischen Stadtturm fällt rechter Hand ein Beinpaar ins Auge … aber der suchende Betrachter kann den Rest der Person nicht entdecken. Hier hat eine unvollständige Retusche keine aus zeitgenössischen Varietés bekannte „Dame ohne Unterleib“ geschaffen – wohl aber einen „Herrn ohne Oberleib“

Das Dia gelangte in den 1960er Jahren mit dem Bestand des Archäologischen Seminars an das Kunstgeschichtliche Seminar, wo sich bereits weiter Dias des Römerturms befanden, jedoch nicht dieselbe oder eine andere Aufnahme von Stoedtner.

Ein Fotoobjekt hat viel zu erzählen

13. November 2019 ankenapp Keine Kommentare

Dieses Fotoobjekt aus dem Fotoarchiv des Kunstgeschichtlichen Seminars (Originalgröße des Fotos 14 x 10,5 cm) ist in mehrerer Hinsicht interessant.

Das Foto des Georgenchors des Bamberger Doms befindet sich auf einer Kunstpostkarte der Reihe „Kunst der Welt“ aus dem Bärenreiterverlag und wurde 1942 angekauft, nach der Übernahme des Hamburger Lehrstuhls durch Kurt Wilhelm-Kästner. Zum angekauften Konvolut gehören noch mehrere Hundert weitere Karten, die das Fotoarchiv des Seminars mit neuem, guten Material aufstocken sollten. Für weitere große Ankäufe fehlten dann aber doch bald endgültig die Mittel, bzw. flossen sie in die Diasammlung.

Die Postkarte ist auf der Rückseite mit dem damals gültigen Stempel des Seminars, der einen Reichsadler mit Hakenkreuz zeigt, gestempelt. Wohl in den 1950er Jahren wurde die Karte wie alle anderen Fotos im Archiv auch auf Pappe aufgezogen, so dass der Stempel nicht mehr zu sehen war. Entgegen der übrigen Fotos, die erst nach dem Krieg aufgezogen werden konnten (als Pappe wieder erhältlich war), wurde dieser Fotokarton nicht mit dem neuen Stempel versehen.

Oben Rechts zeigt er die Nummer 5005, die auf die Fotobox verweist, in die die Karte nun eingeordnet wurde. (Unsere großen Fotoboxen aus Pappe wurden ebenfalls erst in den 1950er Jahren angefertigt.) Unten auf der Pappe ist der Hinweis vermerkt, dass es ein Dia mit einer ähnlichen Ansicht gibt. Es handelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit um das Dia mit der Inventarnummer 8293 aus dem Stoedtner-Verlag:

Beide Archive waren waren damit vernetzt. Auch das Foto konnte mit Hilfe eines Epidiaskops im Seminar gezeigt werden, und das Großdia konnte außerhalb des Hörsaals auf Leuchttischen zu Rate gezogen werden.

Bild des Monats: Mai 2019, aus dem Dia-Archiv

02. Mai 2019 ankenapp Keine Kommentare

Diese beiden Glasdias (Originalgröße 8,5×10 cm) aus dem Dia-Archiv zeigen zwei Tondi von Filippino Lippi. Das erste Dia wurde im Verlag Franz Stoedtner wohl nach Fotografie des Originals hergestellt, wie an der Sepiatönung und der Nummer auf dem Beschriftungsetikett (hier rechts) zu erkennen ist, auch wenn das Firmenetikett links vom Seminaraufkleber verdeckt wird. Das Dia wurde Ende der 1920er Jahre erworben und trägt die Inventarnummer 8355. Zu sehen ist der Erzengel Gabriel aus den Verkündigungstondi in San Gimignano.

Das zweite Dia zeigt eine Geburt Christi in einer europäischen Landschaft. Es trägt die Inventarnummer 57912 und wurde in den 1950er Jahren vom Fotografen des Kunstgeschichtlichen Seminars nach einer Buchvorlage angefertigt, deren Titel unten auf dem Rahmen vermerkt ist.

Beide Dias zeichnen sich durch ihre auffällige Maske aus, die sich der Form des Tondo anpasst: bei dem Stoedtner-Dia ist diese aufwendig aus schwarzen Abdeckstreifen aus Papier geklebt und dient auch dem Abstandhalten des Deckglases vom Bildträger. Bei Dias, auf deren Deckgläsern sich innen Schimmel gebildelt hat (hier nicht), ist diese Maske oft die Rettung des Bildträgers. Bei dem zweiten Dia sind die Sparmaßnahmen, die aufgrund der großen Anzahl herzustellender Dias nötig waren, deutlich zu sehen: die Maske ist nur noch gemalt, der Abstandhaltung hilft sie nicht. In beiden Fällen verdecken die Masken die Rahmen. Bei der Projektion ’schwebten‘ beide Tondi auf schwarzem Hintergrund; die rote Abdeckfarbe ist nur in der Diaansicht zu sehen.

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